St. Stephanus in Groß Santersleben

St. Stephanus
St. Stephanus Winter 2012/2013

Unsere Kirche St. Stephanus trug bis ca. 1989 (bisheriger Erkenntnisstand) den Namen St. Andreas. Aus welchem Grund die Umbenennung statt fand ist noch nicht bekannt. Über eine Rückbenennung wird nachgedacht.

Einen Rückblick erlauben uns unsere Kirchenbücher die ab dem Jahr 1655 vorhanden sind.
Das Kirchenpatronat (Schirmherrschaft) war zunächst das Lorenzkloster in Magdeburg, später wohl das Domkapitel in Magdeburg und seit 1810 war der Staat unterhaltspflichtig für die Bauwerkstoffe, für das übrige war die Gemeinde selbst zuständig.

Im Jahre 2012 wurde die Verwaltung und Bewirtschaftung des Friedhofs der Gemeinde übertragen. Grund und Boden verbleibt jedoch im Besitz der Kirche.

Vor ihrer Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg im 17. Jahrhundert, war die Kirche ein aus dem 12. Jahrhundert, und von der Romanik geprägter, Feldsteinbau.
Beim Wiederaufbau, der bis 1743 dauerte, wurden die noch erhaltenen Teile der Kirche in den Neubau einbezogen und Bruchsteine verwendet. Von der Fertigstellung zeugt ein Stein in der südlichen Außenwand des Kirchschiffes, auf dem eingehauen zu sehen ist C LB R ŨKV 1743 .
Vom Schiff her spannten sich einst als Übergang zum Turm zwei große Bögen, die in der Mitte ein dicker Pfeiler verband. Diese Bögen wurden zugemauert und der Pfeiler in der Mitte durchbrochen. Hier setzte man dann die heutige Tür als Zugang in das Schiff ein. Entlang der zugemauerten Bögen gelangt man nun über 2 Treppen rechts und links zu den 1826 eingebauten Emporen. Auch das Bankgestühl stammt aus dieser Zeit. So ist der Baukörper unsere jetzige Kirche weiterhin als romanisch einzuordnen, wobei die inneren Einbauten im barockem Stil errichtet wurden.
Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die fünf südlichen und vier nördlichen Fenster eingesetzt. Warum die nördlichen Fensterscheiben ausschließlich in Holz gerahmt wurden und die Südlichen Östlichen eine Bleiverglasung erhielten ist nicht bekannt.
Über dem Barockaltar, befindet sich die Kanzel. Rechts und links vom Altar steht jeweils ein großer Engel. Über der Kanzel halten zwei kleine Engel den Siegeskranz.

In der Nord- Ost Ecke des Kirchschiffes befinden sich noch heute zwei Sakramentsnischen, welche die große Zerstörung überstanden haben.
Der jetzt noch zum größten Teil erhaltene alte Backsteinfußboden im Kirchenschiff stammt aus dem Jahr 1803. Die schon zu sehr verfallenen Steine, vorwiegend im Gangbereich, wurden durch aktuelle Format - Ziegel ersetzt. Es wird jedoch angestrebt den gesamten Fußboden im Kirchenschiff mit Ziegel, nach dem alten Format gefertigt, zu erneuern.

Unsere Rühlmann Orgel aus Zörbig, die im Jahre 1916 eingebaut wurde, ist eine von knapp 500, die zwischen 1842 bis 1940 von drei Generationen der Familie Rühlmann geschaffen wurde.

Der Glockenstuhl im Turm trägt 3 Glocken. Die Kleinste ist eine Bronzeglocke aus dem Jahr 1833, die ehemalige mittlere und große Bronzeglocke mussten im 1.Weltkrieg abgegeben werden, um sie für Kriegszwecke einzuschmelzen. Dafür wurden 1924 zwei Stahlglocken eingesetzt. Auch unsere letzte noch erhalten gebliebene kleine Glocke stand kurz davor das gleiche Schicksal zu erleiden. 1941 musste auch sie zur Materialgewinnung für Kriegszwecke abgegeben werden. Doch nach Kriegsende wurde sie -Gott sei dank- auf dem sogenannten Hamburger Glockenfriedhof wiederentdeckt und konnte in unsere Gemeinde zurück geführt werden. Die Elektrifizierung für das gesamte Geläut wurde durch die Firma Klaus Schmidt, ehemals Elektromechanische Werkstätten Erich Möhring, aus Groß Santersleben 1978 durchgeführt. 1970 wurde der alte aus Holz bestehende Glockenstuhl wegen Instabilität gegen ein Metallgerüst ausgetauscht.
Die heutige Turmuhr wurde 1924 eingebaut und ist ein Fabrikat der Firma J.F. Weule aus Bockenem. Seit 2010 wird sie auch elektromechanisch betrieben.

Unser Taufstein stammt aus dem Jahre 1915.

Im Jahre 1989 konnte die Kirche restauriert werden. Dabei wurde auf die originale Farbgebung geachtet (Grundfarben Weiß und helles Blau). So erscheinen der Altar und alle anderen Einbauten wieder farbig und ausdrucksstark, während vor der Renovierung alles weiß aussah. Im Zuge dieser Arbeiten sind die rechten und linken Emporen an der Ostwand, die Sakristei, die sich an der Südwand befand und ein Teil des Patronatsgestühls in Höhe des Altars auf der Nordwand, entfernt worden. Die zwei Ostwandrundbogenfenster wurden durch Neue ersetzt und wie im ursprünglichen Zustand mit Blei verglast.
Im Laufe der folgenden Jahre bis heute erhielt unsere Kirche 2005 neues Ziegeldach und eine Sitzbankheizung, 2008 das Kirchenschiff einen neuen Außenputz und der Turm wurde von außen verfugt.

An der südlichen Außenwand des Kirchenschiffes befinden sich die Epitaphien der ehemaligen Pastoren Mahrenholtz und Immermann.
Sie sind noch verhältnismäßig gut erhalten und zeugen von großartiger Steinmetzarbeit vergangener Jahrhunderte. Sie wurden bei der Restaurierung des Kirchturmes 1933 an der Kirchenwand aufgestellt. Bis dahin dienten sie auf dem Kirchhof als Gehwegplatten. Die Steinmetzarbeiten blieben dennoch erhalten, weil man die Seiten mit den Inschriften in Erdreich gelegt hatte.
Im Eingangsbereich des 27m hohen Glockenturmes sind Tafeln angebracht, auf denen an die Gefallenen aus unserer Gemeinde gedacht wird. Auch sehr interessant ist das hier zu sehende Nagelkreuz mit einer Spendenliste von 1916, auf der sich fast alle damaligen Einwohner von Groß Santersleben eingetragen haben.

Eine Besonderheit in der Kirche ist eine alte Rundglasscheibe in schöner Glasmalerarbeit, die einen Geistlichen vor einem Kruzifix kniend zeigt. An einem Baumstamm hängt das Wappenschild mit Lilie. Im Hintergrund ist der Feuerregen zu sehen, der auf Sodom niedergeht. Eine Inschrift gibt preis, wer hier dargestellt wird -- H. Ambrosius Hanke Pfarrer 1569 ---. Diese Scheibe soll an eine Begebenheit erinnern: Eines Tages ertappte obiger Pfarrer in seinem Garten einen Jungen beim Erbsenstehlen. Er klemmte dessen Kopf zwischen seine Beine, um den Bengel zu verhauen. Der jedoch wehrte sich so ungestüm, dass er sich das Genick brach. Der unglückliche Pfarrer stürzte sich darauf in seiner Verzweiflung in den Brunnen des Kantors.

Quelltext

Burkhard Möhring GKR Groß Santersleben / Schackensleben für den Gemeindebrief 1-2017