St. Katharinen Kirche in Gutenswegen
Es ist davon auszugehen, dass nach der Christianisierung eine Holzkirche dem Erzengel Michael geweiht wurde. Die jetzige Kirche ist jünger, da sie nach der Hl. Katharina benannt, die erst nach den Kreuzzügen im nördlichen Europa bekannt wurde. Durch den Pfarrer Gebhard wurde sie erstmalig 1322 bezeugt.
Der Turm wurde um 1170 errichtet und besteht im romanischen Unterteil aus sorgfältig behauenen Bruchstein. Er hatte wie die Groß Ammensleber Kirche einen spitzen Turm. Dieser wurde am 05. November 1630 von einem Sturm herabgeschleudert und wurde als Klut-Turm wieder aufgebaut.
Zeitnah wurde das Kirchenschiff(13,55m lang und ca. 6m breit) gegen den Turm gesetzt. Die Vergrößerung des Kirchenraumes auf ca. 19.5m x 9,5m lässt sich nicht genau datieren. Die damalige Ausstattung der Kirche bildeten an der zum Teil weiß angestrichenen und etwas vergoldeten Kanzel aus Holz geschnitzte Statuen von zwei Aposteln und zwei Heiligen: Johannes, Petrus—Sebastian und Antonius.
Unterhalb der Kanzel war ein Bild in Ölfarbe ausgeführt, die Kreuzigung Jesu darstellend, über der Kanzel befand sich ein solches, Christi Auferstehung. Beide Bilder waren der Kirche vom Pastor Burchardi im Jahre 1686 geschenkt. Er war von 1654-1686 hier im Amt. Sein Leichenstein unter der Empore ist sehr kunstvoll gearbeitet. Darauf ist die lebensgroße Gestalt des Verstorbenen in kniender Stellung, das Wappenzeichen und am Rande eine Inschrift mitGeburt-, Amtsantritt und
Todestag.
Der zweite Grabstein des Pastors Valentin Waltmann (1637-1653) ist links am Chor in die Wand eingelassen. Darauf sind Familienwappen, eine Inschrift, Leichentext, Geburts– und Sterbejahr.
Die Apsis mit Piscinen Nische zeigt außen ein stark beschädigtes Relief einer Kreuzigungsgruppe zwischen Nikolaus und Katharina (ca. 15. Jh.).
Im Turm hingen 3 Glocken: 1. 126cm, 1877, ca. 23 Zentner schwer, Ton F, 2. Bauernglocke 116cm, 1553,war 1753 gesprungen, 1773 von Christian Gotthold Ziegner in Salzwedel gegossen, 16-17 Zentner, Ton E, 3. 60cm, 3 Zentner. Zwei Glocken wurden zu Kriegszwecken eingeschmolzen.
Im Oktober 1822 wurde eine Turmuhr des Großuhrmachers Beyes in Hildesheim für 1400,- Mark gekauft.
1771 wird das Schiff umfassend saniert.
Nachdem die Kirche sich 120 Jahre später im Verfall befindet, wird sie am 07.04.1890 außer Wände und Dach eingerissen. Der Fußboden wird ebenfalls aufgenommen. Der Ausbau der Kirche wurde gut ausgeführt.
Am 18.10.1890 wurde die Kirche geweiht. Im Schiff befanden sich 32 Frauenstühle, jeder für 6 Personen. Der Altar ist einfach. Darauf steht ein hohes hölzernes Kruzifix. Links und rechts davon ein Leuchter aus Bronze.
Der Taufständer ist aus Eichenholz gearbeitet und transportabel. Am 13. November 1972 zerstörte ein Sturm Teile des Daches vom Kirchenschiff.
Im Januar 1994 brach das ganze Dach zusammen . Nach Verkauf des Pfarrhauses durch die Kirchengemeinde begann 1994 der Wiederaufbau des Daches. Eine Spendensammlung im Dorf im Jahr 2000 ermöglichte den Einbau neuer Kirchenfenster.
In Eigeninitiative von Gemeindemitgliedernund weiteren Helfern konnte 2003 ein neuer Fußboden im Kirchenschiff verlegt werden, wobei ein Teil der originalen Sandsteinplatten wieder verwendet wurden.
Seit Oktober 2003 engagiert sich ein neu gegründeter Förderverein „Dorfkirche St. Katharina Gutenswegen“ für die weitere Instandsetzung und angemessene Nutzung der Kirche und bietet dadurch eine Gewähr für den mittelfristigen Fortbestand dieses Bauwerkes.
Quelltext
Herr Jürgen Kansdorf für den Gemeindebrief 4-2017.
Quellen:
Dr. Friedrich Danneil, Beitrag zur Geschichte des Magdeburgischen Bauernstandes, 1885
Reinhold Klötzscher, Chronik des Dorfes Gutenswegen, 1900
Dr. Heinrich Bergner, Bau– und Kunstdenkmäler des Kreises Wolmirstedt, 1911
Georg Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt 1, 2002
Jochen Roessle, Turmbau Romanischer Dorfkirchen, 2002
Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt, 14. Jahrgang, 2006, Heft 2, Sonderdruck